Prophet Yusuf

1. Einleitung zur Surah

Surah Yusuf ist die zwölfte Surah im edlen Qur’an. Sie wurde in Makka zwei oder drei Jahre vor der Hidjra herabgesandt. Sie ist eine sehr wichtige Surah und in ihrer Art und Weise sehr besonders. Denn diese Surah ist nicht mit den typischen Art und Weisen der Erzählungen und den Rechtssprüchen im Qur’an zu vergleichen.

Diese Surah ist einzig und allein für sich wie eine Kurzgeschichte aufgebaut, welche das gesamte Leben vom Propheten Yusuf zusammenfasst und sie mit den wichtigsten Ereignissen in höchster arabischer Eloquenz wiedergibt.

2. Der Traum von Yusuf in seinen jungen Jahren

Die Geschichte vom Prophet Yusuf fängt damit, dass er in seinen jungen Jahren als Kind einen Traum sieht, welcher einen komplexen Inhalt hat. Er erzählt den Traum seinem Vater wie folgt: „O mein Vater, ich sah elf Sterne und die Sonne und den Mond, (und) ich sah sie sich vor mir niederwerfen.“ Sein Vater Ya‘qub war über diesen Traum verwundert, denn er sah darin eine Botschaft.

Er warnte Yusuf daraufhin, dass er diesen Traum nicht an seine Brüder weitererzählen sollte, weil diese möglicherweise eine List gegen ihn schmieden könnten.

3. Die Eifersucht der Brüder von Yusuf und ihre List

Die Brüder von Yusuf, welche von einer anderen Mutter abstammten waren eines Tages zusammen und sie ärgerten sich darüber, dass Ya’qub Yusuf und seinen leiblichen Bruder mehr liebte als diese, obwohl sie von der Menge her zahlreicher waren. Sie überlegten sich, wie sie Yusuf aus dem Weg schaffen könnten. Zuerst dachten sie daran, Yusuf zu töten. Dann war einer der Brüder damit nicht einverstanden und er schlug vor, dass man Yusuf einfach in einen Brunnen werfen müsste, weil er dann sicherlich von der nächsten Karawane gefunden und weggebracht werden würde.

So überredeten die Brüder von Yusuf ihren Vater, dass er Yusuf mit ihnen zum Spielen schickte. Sie schmissen ihn in den Brunnen und nahmen sein Hemd und tränkten es in Tierblut. Daraufhin kehrten sie mit betrübtem Blick zurück zu ihrem Vater und berichteten ihn, dass Yusuf von einem Wolf gefressen wurde, als die Brüder einen Wettlauf veranstalteten. Ya’qub war sich darüber bewusst, dass Yusuf etwas zustoßen würde und daher glaubte er die Lügengeschichte eher weniger.

4. Die Karawane und der Verkauf

Yusuf wurde nach einiger Zeit aus dem Brunnen befreit, als eine Karawane eine Rast einlegte. Ein Mann unter ihnen, der etwas Wasser aus dem Brunnen holen wollte fand Yusuf voller Freude. Jedoch hatten diese Leute wenig Interesse an Yusuf, weswegen sie ihn in der nächsten Stadt als Sklaven verkauften. Der Käufer war ein Adelsmann namens Aziz, der Yusuf mit dem Wunsch nach einem Ziehsohn aufkaufte.

Er gab Yusuf seiner Frau und schlug ihr vor, ihn als Sohn anzunehmen oder zu sehen, wie er der Familie nutzen konnte. So kam Yusuf durch die Huld von Allah in sichere Hände.

5. Die Versuchung der Frau von Aziz und das zerrissene Hemd

Als Yusuf zum Mann heranwuchs segnete Allah ihn mit einer unglaublichen Schönheit und mit Weisheit und dem Wissen über die Traumdeutung. Sein schönes Aussehen verzauberte die Frau von Aziz, weswegen sie starkes Verlangen nach Yusuf verspürte. Eines Tages, als Aziz das Haus verlassen hat, verschloss sie alle Türen und versuchte Yusuf zu verführen. Dieser suchte Zuflucht bei Allah und versuchte der Frau von Aziz zu entgehen. Als er auf die Eingangstür zulief, griff sie Yusuf von hinten an sein Hemd und zerriss es. Als sie an der Tür ankamen, betrat in diesem Moment Aziz das Haus.

Seine Frau versuchte die Situation gegen Yusuf auszuspielen, indem sie ihn als Schuldigen darstellte. Yusuf verneinte dies sprach vom Gegenteil. Ein Angehöriger der Familie sagte, dass man schauen müsse, wo sein Hemd zerrissen ist. Wenn das Hemd von vorne zerrissen wäre, dann wäre Yusuf der Schuldige und die Frau von Aziz hätte Recht. Wenn Das Hemd von hinten zerrissen ist, dann wäre Yusuf unschuldig und die Frau von Aziz wäre die Schuldige. So schauten sie und sahen, dass die Frau die Schuldige ist und so tadelte Aziz sie und befahl ihr, dass sie um Vergebung bitten soll.

6. Die Lästereien der Stadtfrauen

Das Ereignis im Hause von Aziz sprach sich in der Stadt rum, weswegen eine Gruppe von Frauen über die Frau von Aziz lästerte und sich darüber lustig machte, dass die Frau von Aziz in ihren „Burschen“ verknallt wäre. Als dieses Gerede die Frau von Aziz erreichte, war sie darüber nicht erfreut und so schickte sie einen Boten, der diese Frauen zu einem Gastmahl einlud.

Als diese Frauen am Tisch im Haus von Aziz saßen, gab die Frau von Aziz allen ein Messer und rief daraufhin Yusuf in den Raum. Als diese Frauen Yusuf sahen waren sie ebenfalls von seiner Schönheit verblendet und so schnitten sie sich vor Verwunderung in die Hände.

7. Die Einkerkerung Yusuf

Als die Frau von Aziz den Stadtfrauen klar machte, dass das Verlangen nach Yusuf schon fast gerechtfertigt ist, rief sie Yusuf erneut dazu auf, das zu tun, was sie von ihm will. Falls er sich erneut weigern sollte, drohte sie ihm, dass er dafür im Gefängnis landen würde.

So sagte Yusuf, dass ihm Gefängnis lieber ist als das, was sie von ihm verlangt und so landete er im Kerker für seine Standhaftigkeit und seine Geduld.

8. Die Träume der Gefährten und ihre Deutung

Zusammen mit Yusuf kamen zwei weitere Männer ins Gefängnis. Diese sahen in Yusuf einen aufrichtigen Mann. Daher erzählten sie ihm ihre Träume mit der Hoffnung, er könne für sie eine passende Deutung finden. Der erste sah, wie er in seinem Traum Wein auspresste. Der zweite sah, wie er auf seinem Kopf Brot trug und die Vögel davon aßen.

Yusuf deutete die Träume wie folgt:

  •  Zum ersten Mann sagte er, dass er für den König Wein pressen wird.
  •  Zum zweiten Mann sagte er, dass er gekreuzigt wird und die Vögel von seinem Kopf essen werden.

Als Yusuf ihnen die Deutung kundtat, wandte er sich dem Mann zu, der überleben würde und bat ihn, dass er dem König über Yusuf berichten soll, damit dieser eventuell etwas für Yusuf machen kann. Jedoch vergaß dieser Mann nach seiner Freilassung, Yusuf beim König zu erwähnen und so verbrachte Yusuf noch einige Jahre im Gefängnis.

9. Der Traum des Königs und die Deutung

Nach einiger Zeit sah der König einen Traum, in dem sieben fette Kühe von sieben mageren Kühen gegessen werden und sieben grüne und sieben dürre Ähren vorkommen. Die Hofleute und Berater der Königs können sich bei diesem Traum nichts vorstellen und verfallen in Verwirrung. Der Mann, nach vor Jahren aus dem Gefängnis kam, war ebenfalls unter den Leuten des Königs und als er von diesem Traum hörte, fiel ihn Yusuf wieder ein. Er bat den König um Erlaubnis um Yusuf besuchen zu gehen und ihn nach der Deutung des Traumes zu fragen.

Als der ehemalige Kerkergenosse von Yusuf bei Yusuf ankam erzählte er ihm den Traum. Yusuf deutete den Traum wie folgt:
Ihr werdet ununterbrochen sieben Jahre lang säen und hart arbeiten; und was ihr erntet, belasst auf den Ähren, bis auf das wenige, was ihr esst. Danach werden dann sieben schwere Jahre kommen, die alles aufzehren, was ihr an Vorrat für sie aufgespeichert habt, bis auf das wenige, was ihr bewahren möget. Danach wird ein Jahr kommen, in welchem die Menschen Erleichterung finden und in welchem sie (Früchte) pressen.

10. Die Wahrheit kommt ans Licht

Als der König von der Deutung erfuhr, bat er darum, dass man Yusuf zu ihn hole. Yusuf jedoch wollte erst, dass die Frauen, die damals zum Gastmahl eingeladen wurden nach ihm befragt werden. Als man sie befragte, sagten sie, dass sie nichts Schlechtes über Yusuf wüssten. Als dies bei der Frau von Aziz ankam, bestätigte auch sie, dass Yusuf eine aufrichtige Person gewesen ist und dass sie versucht hatte, ihn zu verführen. So kam Yusuf aus dem Gefängnis und alle erfuhren, dass er unschuldig gewesen ist.

Als Yusuf dann schließlich zum König gebracht wird, gewährt dieser ihm Sicherheit und Obdach. Yusuf bittet ihn darum, ihn zum Schatzmeister zu machen, damit er das Gut des Landes in den Zeiten der Dürre an das Volk verteilen kann. So wird Yusuf durch die Huld von Allah bereichert und auf eine hohe staatliche Position gebracht.