Einleitung Sunnah

Wortbedeutung „Sunnah“

„Wahrlich, ihr habt für euch im Gesandten Allahs ein schönes Vorbild für alle diejenigen, die auf Allah und den Jüngsten Tag hoffen, und die Allahs häufig gedenken.“ (Quran, 33:21) „Und was der Gesandte euch gab, das nehmet an, und was er euch verbot, dessen enthaltet euch…“ (Quran, 59:7)

Sunnah (Brauch, gewohnte Handlungsweise, überlieferte Norm) Pl. Sunan ist ein Begriff, der in vorislamischer Zeit die Sitten, Bräuche, Werte und Normen der verschiedenen arabischen Stämme bezeichnete, im Laufe der Formierung des Islams aber eine religiöse Bedeutung erhielt.
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Im Islam wurde das arabische Wort “Sunnah” zum Inbegriff der Art und Weise, wie der Prophet Mohammed, der Gesandte Allahs (saws.) sein Leben inmitten seiner Gemeinde und seine Pflichten als beispielhafter Muslim erfüllte, wie er die Gläubigen auf den Wegen Gottes führte und die erforderlichen Regeln festlegte – all das verdeutlicht seinen Weg (Sunnah). Das Leben des Propheten hat also für gläubige Muslime absoluten Vorbildcharakter, jede seiner Handlungen ist göttlich inspiriert. [3]

Die Sunnah ist die zweite Quelle der islamischen Rechtssprechung, der Koran ist die erste. Beide sind unentbehrlich, man kann den Islam nicht praktizieren, ohne sie beide zu konsultieren. Es ist eine Quelle für das Recht und das Verhalten im Alltag. Sie wirkt in vielerlei Hinsicht erläuternd für den Quran. ALLAH hat uns im Quran an mehreren Stellen befohlen die Sunnah seines letzten Gesandten Muhammad (saws.) zu folgen (s. o. und auch z.B. die Quranverse 33:36, 3:32, 59:7, 4:13 f., 4:80). Die Sunnah ist also eine wichtige Lebensgrundlage für die Muslime [1]

Stellung der Sunnah

Die schnelle Ausbreitung des Islam im 7. und 8. Jahrhundert konfrontierte die islamischen Gelehrten mit einer drängenden Aufgabe: Es galt, das Wissen über die Sunna des Propheten zu bewahren. Die Zeugnisse über des Prophetenleben wurden jahrzehntelang mündlich tradiert, bevor man sie schließlich, 150 bis 200 Jahre nach Mohammeds Tod, in schriftlicher Form niederlegte. So entstand die wissenschaftliche Auswertung der Ahadith. [3]

Die Sunnah wird in Ahadith (Berichte, Aussprüche) überliefert. Das arabische Wort “Hadith” (Plural: “Ahadith”) ist dem Wort Sunnah sehr ähnlich aber nicht identisch. Ein Hadith ist eine Erzählung über das Leben des Propheten oder über das, was er für richtig befunden hat. Es sind lediglich die menschlichen Worte des Gesandten Muhammad (saws.) und stehen niemals auf gleicher Stufe mit dem Quran (dem Wort ALLAHs), obgleich dem Gesandten Muhammad (saws.) auch der Inhalt der Ahadith in seiner Funktion als Gesandter ALLAHs durch Offenbarung zuteil wurden.

Ein weiterer Unterschied zwischen menschlichem Wort und dem Quran ist, dass die Rezitation von Hadith-Texten im Gegensatz zur Rezitation des Qurantextes keine gottesdienstliche Handlung darstellt. Des weiteren dürfen Ahadith auch sinngemäß und in einer anderen Sprache wiedergegeben und dennoch als „Hadith“ bezeichnet werden. [1]

Allerdings gibt es viele Ahadith, die von den islamischen Gelehrten als unterschiedlich sicher eingestuft werden. Es kommt auf die Überlieferungskette (isnad) an; ob ein Hadith als stark oder schwach eingestuft wird. Es muss lückenlos überliefert sein, wer von wem etwas gehört hat und zwar ausgehend von Mohammed. Eine
solche Überlieferungskette kann man sich etwa so vorstellen: [4]

“So hat mir A erzählt, B habe von seinem Großvater berichtet, daß er von seinem Onkel C vernommen habe, wie dieser D zugehört habe als er folgende Frage an Aischa gestellt habe: “Was hat der Prophet Allahs denn gerne gegessen?” und diese geantwortet habe: “Wahrlich ich sage dir, er mochte kandierte Früchte und Honig, und ganz besonders hat er Kürbis gemocht.” [3]

Die „Kutub as-Sitta“

Im Unterschied zum Koran, dessen Authentizität gesichert ist, führte die Frage der Authentizität einzelner Ahadith im Laufe der folgenden Jahrhunderte dazu, dass sich eine eigene Wissenschaft diesbezüglich entwickelte.

Die Hadithwissenschaft hat sich zum Ziel erklärt, die einzelnen Ahadith nach ihrer Authentizität (sahîh) hin zu überprüfen und diese dementsprechend zu klassifizieren. Die Bedeutung der Sunna für das Leben und Denken der Muslime veranlasste verschiedene Gelehrte der ersten Jahrhunderte, sich der Sammlung, Klassifizierung und der Zusammenstellung der relativ unübersichtlichen Menge an Ahadith zu widmen. Die Frucht dieser aufwendigen Arbeiten sollte etwa die „Kutub as-sitta“ („Sechs Bücher“) werden. [5]

Die sogenannten „Sechs Bücher“ bezeichnen sechs Sammlungen, von denen jede Tausende Überlieferungen umfasst, welche wiederum aus Hunderttausenden heraus sortiert und anhand verschiedener Kriterien klassifiziert wurden. Die „Kutub as-sitta“ ist die Weiterentwicklung der bereits vorhandenen kleineren Sammlungen. In der sunnitischen Tradition des Islams gelten die Ahadith dieser sechs Bücher im Allgemeinen als zuverlässig. Deswegen werden sie auch „as¬sihah as-sitta“ („Die zuverlässigen Sechs“) genannt. Somit wurde diese Bezeichnung zu einem Synonym für authentische Überlieferungen. Diese sechs Hadithsammlungen und ihre Kompilatoren heißen im Einzelnen wie folgt: [5]

1. und 2. Buch: „al-Dschâmi as-Sahîh“, jeweils von Buchârî (gest. 870) und Muslim (gest. 875) [5]

3. Buch: „al-Dschâmi as-Sahîh fis-sunan“ von Tirmizî (gest. 892) 4., 5. und 6. Buch: „Kitâb as-Sunan“, jeweils von Abû Dâwûd (gest.
889), Nasâî (gest. 915)und Ibni Mâdscha (gest. 887) [5]

Als sechstes Buch werden verschiedene Hadîthsammlungen genannt. Manche nehmen die „Muwatta“ von Imâm Mâlik (gest. 795) und andere die „Sunan“ von Dârimî (gest. 869) als das sechste Buch. Manche Gelehrte benutzen auch den Bezeichnung „Sieben Bücher“, da sie sowohl das Werk von Ibni Mâdscha als auch von Imâm Mâlik in die Sammlung mit einschließen. [5]

Alle Kompilatoren haben andere Kriterien festgelegt, an denen sie sich bei ihrer Zusammenstellung orientierten. Jeder Gelehrte kannte eine unterschiedlich große Menge an Ahadith und hatte unterschiedliche Bedingungen für den einzelnen Überlieferer der jeweiligen Überlieferung. So kommt es, dass z. B. ein Hadith, der bei Muslim als authentisch (sahîh) eingestuft ist, bei Buchârî durchaus als nicht authentisch gilt.

Die Werke von Bukhari und Muslim gelten als die zuverlässigsten Sammlungen, da sich die Kompilatoren zur Aufgabe gemacht haben, nur solche Ahadith aufzunehmen, die nach ihrer Ansicht „sahîh“ sind. Deshalb werden sie auch „as-Sahihayn“, d.h. „Die zwei authentischen Hadithsammlungen“ genannt. Im Laufe der Zeit hat sich die Sammlung von Buchârî als das zuverlässigste Buch unter den verschieden Sammlungen durchgesetzt. [5]


Quellen:

[1] http://islam-pedia.de/index.php5?title=Sunna; Zugriff: 20.08.2015
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Sunna; Zugriff: 20.08.2015
[3] http://derprophet.info/inhalt/sunna-hadith-htm/; 20.08.2015
[4] http://www.religion-ethik.de/islam/koran-sunna-ramadan.html, 20.08.2015
[5] http://www.igmg.org/nachrichten/artikel/2011/05/11/die-kutub-as-sitta.html, 20.08.2015